Sonntag, 1. März 2015

Brief an einen Fremden



Hallo, du da!

Wusstest du schon, dass ich dich mag? Natürlich habe ich keine Ahnung, wer da gerade sitzt und das hier liest, aber es wäre doch wahrscheinlich, oder? Und das ist allemal besser als wenn ich der Meinung wäre, ich würde dich auf keinen Fall mögen. Man darf zwar nichts ausschließen, aber mir gefällt der Gedanke, dass du ein toller Mensch bist, besser. Immerhin hast du hier auch schon viel über mich erfahren und es wird noch mehr. Menschen, die ich nicht mag erfahren nicht so viel über mich.
Aber wieder zurück zum Thema. Jeder Mensch ist einzigartig und toll auf seine Art und Weise. Obwohl mir das viele nicht glauben wollen. Ich glaube es mir manchmal selbst nicht, aber es stimmt. Leider leben wir in einer Gesellschaft, in der Selbstzweifel als normal angesehen werden und Selbstbewusstsein als übertriebene Arroganz, sei es physischer oder psychischer Natur. Leider habe ich selbst schon Ablehnung erfahren weil ich gesagt habe, dass ich mich schön, intelligent, ehrlich und liebenswürdig finde. Eine Bekannte hat sich deshalb sogar mal für mich entschuldigt, damit, dass ich gerade sowieso auf einem Egotrip sei. Aber das war ich nicht. Ich bin noch immer so und werde das auch nie ändern, weil es mir so besser geht.
Aber ich will dich hier ermutigen zu dir zu stehen. Wenn du es schon tust, dann ist es mir eine wahre Freude, denn das tun die Wenigsten und es ist schwer so jemanden zu finden. Wenn nicht, dann würde ich dich gern um etwas bitten. Sag einmal laut: „Ich bin schön und ich zeige es. Ich bin intelligent und ich weiß es. Und die Menschen um mich herum sehen das alles auch.“ Und sei dir dabei sicher. Es ist nichts Schlechtes an sich zu glauben, aber man muss es – wie alles andere auch – erst lernen. Aber das Wichtigste ist, dass man es lernen kann. Hierbei gibt es kein können und nicht können.
Sei du selbst und lass dir von niemandem reinreden oder gar seinen Lebensstil aufzwingen. Wer dich nämlich dafür verurteilt, was du tust und wer du bist, der ist nicht neidisch. Das ist Bullshit. Das versucht einem zwar jeder, der es gut meint, zu erzählen, aber es ist einfach eine faule Ausrede. Wer dich wegen deiner Selbst verurteilt und dich dazu zwingen will dich zu verändern wo es nicht nötig ist, hält sich selbst für das Maß aller Dinge. Genauso wie die, die dir vorwerfen, du selbst würdest nur Aufmerksamkeit wollen und so einen Scheiß. Es ist also gerade anders herum als es gerne erzählt wird.

Ich wünsche dir alles erdenklich Gute.

Deine Joey

1 Kommentar:

  1. Hey,
    ein sehr schöner Brief :-).
    Obwohl man in sämtlichen pädagogischen Studiengängen vermittelt bekommt, dass es wichtig ist, die Autonomie des Klienten zu stärken, dafür zu sorgen, dass er selbstbewusst wird, habe ich den Eindruck, dass es unsere Gesellschaft lieber sieht, wenn wir "funktionieren". Wer aus der Masse, der Funktionierenden herausfällt, wird von der Gesellschaft weggeworfen, bis er wieder funktionstüchtig ist. Ich hoffe sehr, dass sich diese Einstellung in den nächsten Jahren wieder etwas relativiert und man sich nicht "für sich" entschuldigen müss.
    viele Grüße
    Emma

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