Ich
wollte es eigentlich nicht mehr tun. Nie wieder wollte ich ein Praktikum
machen, denn ich weiß genau, worauf das hinausläuft: Ich weiß nicht, was zu tun
ist, und muss schauen, dass ich mich von Aufgabe zu Aufgabe durch die Schicht
hangele, immer in der Hoffnung, dass es nach jeder verrichteten Arbeit noch
eine, wenn auch nur winzige, Sache für mich zu tun gibt. Doch es blieb mir
nicht erspart und ich musste vor nicht allzu langer Zeit eine Woche lang ein Pflegepraktikum
absolvieren. Eine Woche, das hört sich an wie ein Witz. Ehrlich gesagt dachte
ich das auch. In der Zeit kann ich doch niemals etwas lernen, dachte ich. Aber
ich wurde eines Besseren belehrt. Es funktioniert, wenn man nicht allzu
unrealistische Erwartungen an das hat, was man lernt. Selbständig einen
Patienten versorgen kann ich definitiv noch nicht.
Eine
Woche im Seniorenpflegeheim hat mich zwar sicherlich nicht perfekt auf die
Ausbildung zur Krankenschwester vorbereitet – Bei welchem Praktikum ist das
schon der Fall? – aber immerhin habe ich erkannt, dass ich nichts Anderes mit
meinem beruflichen Leben anfangen will. Dazu war es ja auch gedacht. Und ich
habe Dinge über mich selbst gelernt, die mir vorher unbekannt waren.
Ich
war nie geduldiger als mit den Senioren, die alle Zeit der Welt haben und mir
gezeigt haben, dass es wichtigeres gibt, als sich abzuhetzen, wenn es nicht
unbedingt sein muss. Wenn ich einem Bewohner, der nicht mehr selbst essen kann,
sein Essen reichte, konnte das auch schon mal eine Stunde dauern. Gut für mich,
denn eigentlich bin ich sehr ungeduldig und so konnte ich üben zu warten. Das
kann ich wohl bei meiner Ausbildung weiter üben. Außerdem war es dann auch eine
Stunde weniger, die ich im Weg stand. Denn egal, welches Praktikum man macht
und egal, wie lange es dauert: Es ist unmöglich, die ganze Zeit über
beschäftigt zu sein. Teilweise wollte ich mich einfach nur auf ein Regal setzen
und Ordner festhalten, damit ich wenigstens einen Nutzen hatte. Sehr
empfehlenswert ist es auch, herumzulaufen, beschäftigt auszusehen, aber dabei
doch nur ständig zur Toilette zu gehen, weil man das Ganze vorher schon auf
eine andere Art und Weise durchgezogen hat: Ständig zur Wasserflasche laufen.
Wenn das aus irgendeinem Grund nicht funktioniert, sollte darauf geachtet
werden, dass man so nah wie möglich an der Wand steht. Dann steht man zwar,
aber wenigstens nicht im Weg.
Aber
das will natürlich auch niemand. Auch ich nicht, ich denke dann immer, ich
müsste doch irgendeine Arbeit finden, die ich noch verrichten kann ohne
herumzustehen oder zur Toilette zu gehen. Doch da kann ich lange suchen. Das
ist anscheinend die Funktion von Praktikanten. Und ich bin froh, dass ich keine Praktikantin mehr bin und auch kein
Praktikum mehr machen muss. Zumindest nicht ohne Vorkenntnisse. Vielleicht erst
nach meiner Ausbildung, falls ich nicht übernommen und anderswo für eine Festanstellung getestet werde. Und dann werde ich sogar eine andere Funktion haben als
herumzustehen und mit den Festangestellten mitzulaufen. Eine richtige Funktion. Nie
wieder alle paar Minuten auf die Toilette laufen. Eine wundervolle Aussicht,
nicht wahr?