Mittwoch, 26. August 2015

Du bist doch eine Frau, warum lächelst du nicht?

So oder so ähnlich könnte es sich anhören, wenn Männer Dinge zu mir sagen wie „Warum guckst du denn so böse?“, „Du bist doch eine sehr hübsche Frau, wenn du ab und zu mal lächeln würdest, wärst du sicher noch hübscher“ oder einfach „Läääääächeln!“ Was, wenn ich einfach nicht dauernd lächeln will? Warum erzählen mir so viele Leute (vor allem Männer), ich würde böse schauen, obwohl ich wirklich keine Miene verziehe? Habt ihr mal versucht einen ganzen Tag lang so dümmlich zu grinsen, wie ihr es von uns verlangt? Geht ganz schön in die Gesichtsmuskeln.
Ich lächle, wenn ich Lust dazu habe, nicht wenn man es mir vorschreibt. Punkt. Daran sollte nichts schwer zu verstehen sein. Es gibt Leute, die kennen mich nur lächelnd und solche, denen ich nicht mal einen fröhlichen Blick schenke. Und es gibt zahlreiche Variationen, aber jedes Auftreten hat seinen Grund.
Lieber Typ, der denkt, es wäre lustig mich zum Lächeln aufzufordern: Ja, du bist der Grund, warum ich mich umdrehe und gehe. Und nein, ich habe dann meistens nicht meine Tage, die habe ich nämlich nur eine Woche im Monat.
Lieber Mensch, der mich nur durch seine Anwesenheit dazu bringt, übers ganze Gesicht zu strahlen: Du machst es genau richtig. Bei dir fühle ich mich wohl.
Okay, wenn mich jemand nur prächtig gelaunt und lachend kennt, fragt derjenige natürlich nach, wenn ich ernst dreinschaue. Betreffende Person ist ja dann anderes von mir gewohnt und mich so zu sehen ist dann ein Anblick, den man nicht kennt. Nachhaken ist dann auch in Ordnung. Meistens bin ich dann sowieso nur müde, mit dem falschen Fuß aufgestanden oder im Stress. Einige Naturtalente zaubern mir allein durch die Nachfrage und das damit gezeigte Interesse wieder ein Lächeln ins Gesicht. Aber wenn mich jemand zum ersten Mal sieht oder mich noch nie wirklich fröhlich gesehen hat, dann habe ich meistens einfach keinen Bock zu lächeln. Nicht einmal wenn er mir so schön erzählt, es sei scheiße, dass ich selbst entscheide, wie ich mich ihm gegenüber verhalte. Immerhin bin ich doch eine Frau und muss immer fröhlich, süß und niedlich sein!
Mädels, lasst euch nicht einreden, es sei der Normalzustand, dass ein Mädchen oder eine Frau immer zu lächeln und fröhlich zu sein hat. Lächelt, wenn ihr Lust drauf habt und wenn nicht, dann lasst es einfach sein. Ihr müsst niemandem gefallen außer euch selbst und ihr seid auch niemandem Nettigkeiten schuldig, vor allem dann nicht, wenn derjenige sie einfach einfordert.

Dienstag, 18. August 2015

Kühlschrank, ade

Okay, vielleicht bin ich die Klassenstreberin und etwas besessen davon, alles richtig zu machen. Aber wenn ich mir keine Mühe geben würde, wäre das dann noch ich? Eher nicht, denn meine schlechten Schulleistungen, wegen derer ich nicht an der Abiturprüfung teilnehmen durfte, kann ich nicht auf mir sitzen lassen. Es bringt mir zwar nicht mein Abitur, aber wenigstens kann ich mir beweisen, dass ich doch gut bin. Und obwohl ich oft darüber fluche und die Arbeit echt stressig sein kann, liebe ich meinen Job. Angenehme Kollegen machen einfach alles angenehmer.
Und dann kam der Tag, an dem mir endgültig bewusst wurde, dass meine Tage im Schwimmbad gezählt sind und bald meine Ausbildung in der Klinik beginnt. Der Tag, an dem ich mir dachte „Ach du Scheiße, ich bin bald weg“. Es war der Tag, an dem zum ersten Mal der Dienstplan für nächsten Monat aushing. Das Wort „September“ ließ mir einen kalten Schauer über den Rücken laufen. So spät ist es schon? So lange versuche ich schon, die Herz-Acht von mir zu überzeugen, ohne nennenswerte Erfolge? Außer, dass wir wunderbar die Zeit zusammen totschlagen können, wenn ich einfach mal während seiner Schicht vorbeischaue? Was ist mit unserer Flasche Gin, die wir noch immer nicht getrunken haben? Aber nicht nur das ist ein Problem. Ich werde alle meine Kollegen vermissen. Okay, zumindest fast alle. Und die kann ich dann auch noch besuchen, wozu ist das Ding sonst ein Schwimmbad? Wenn ich Glück habe sogar während einiger Schichten der Herz-Acht. Einfach nur im Aufsichtsraum oder in der Kantine herumlungern und den Leuten ein Plasikohr quatschen. Und das alles ohne nebenbei Müll und Leergut in rauen Mengen weg zu karren oder Badegästen zu demonstrieren, dass ich nicht mit ihnen diskutiere. Wird super. Trotzdem stehe ich dem neuen Abschnitt misstrauisch gegenüber. Was, wenn es wieder so läuft wie das letzte Mal? Was, wenn ich in eine Klasse voller Idioten komme? Oder wird es vielleicht wie beim letzten Mal, dass mich einfach nur die nicht mögen, auf die es ankommt? Wie ich es auch drehe und wende: Die Angst bleibt. Und ob es besser läuft als bei meinem letzten Versuch, bleibt abzuwarten.