Donnerstag, 23. April 2015

Nee, also das könnte ich ja nie



„Warum schreibst du?“
Diese Frage wird mir so oft gestellt, dass ich schon aufgehört habe, darüber nachzudenken. Das habe ich sowieso immer nur, wenn mich jemand danach gefragt hat. Aber mittlerweile wird es mir immer unangenehmer. Ich fühle mich blöd, wenn ich sage, dass ich noch eine Kurzgeschichte fertigschreiben will, statt mich darüber zu beklagen, dass ich ja so fett geworden bin und unbedingt wieder ins Fitnessstudio muss. Eigentlich habe ich mir nie wirklich ernsthafte Gedanken darüber gemacht, warum ich schreibe, nur um irgendetwas antworten zu können. Aber auch, in meinen Augen, gut begründete Antworten sind nicht genug. Anscheinend will jeder eine, oder doch besser mehrere, seitenlange Ausarbeitungen darüber, was ich mir dabei denke, zu schreiben, statt etwas Ordentliches mit meiner Zeit anzufangen. Diätpläne aufstellen oder so.
„Wie kommt man auf sowas?“
Das frage ich mich teilweise auch, wenn ich höre, wie viele junge Frauen in meinem Alter Shoppen, Saufen und Fitnessstudio als Hobbies bezeichnen. Aber es ist ja immer das Gleiche: Wenn sie sich mit deinem Äußeren abgefunden haben oder es von Anfang an nichts zu meckern gab, stürzen sich deine Mitmenschen auf deine Lieblingsbeschäftigungen. Und wehe, du fragst im Gegenzug, warum sie ins Fitnessstudio gehen. Dann ist aber Zappenduster. Immerhin ist das doch ein normales Hobby und nicht so ein merkwürdiges wie das Schreiben. Erst einmal Danke, dass es so viele Leute gibt, das das Schreiben immer noch als Hobby bezeichnen. Immerhin ist ein Hobby nur ein seichter Zeitvertreib. Das Schreiben dagegen ist meine Leidenschaft. Es ist mein Leben. Sprache ist mein Leben. Ohne zu schreiben könnte ich nicht mehr sein. Und das ist nichts, was ein Hobby ausmacht.
Also, warum schreibe ich Geschichten, Gedichte und Mischungen aus beidem? Warum schreibe ich auf, was in mir vorgeht und wandle meinen Ärger, mein Glück, mein Leid, einfach alles in Kreativität um? Warum ist gerade das mein Ventil, wenn ich nicht weiß wohin mit meinen Gefühlen und einfach nur alles in den Wind schreien will?
Die Antwort ist so simpel wie genial: Weil ich es kann.

Mittwoch, 1. April 2015

Hast du ein Aquarium? Hier wimmelt es von Guppys.



Diese oder ähnliche Fragen würde ich gern großen Musikern, Schauspielern, YouTubern und was auch immer die alle sind, gerne mal stellen, wenn ich die Kommentare unter ihren Posts auf Facebook und Twitter lese. Irgendwie kommt es mir so vor als hätten die, die nicht nur eine Bazillion Fans haben, sondern auch noch gut aussehen, andauernd massenhaft Anmachen in ihren Kommentaren stehen. Alles Intelligente und Eloquente geht dabei in hunderten eindeutigen Angeboten unter. Ich selbst habe zwar schon mal jemandem ein Kompliment gemacht, aber es hält sich so in Grenzen, dass es den nötigen Abstand gewährt. Jemandem zu sagen, dass das Bild schön ist und einem den Montag versüßt, ist eben etwas anderes als „ICH LIIIIEEEEBEEE DIIIICH!!!!!!! Lass uns gleich hier und jetzt miteinander schlafen!“ Leider gibt es wirklich Kommentare in diesem Stil, die sagen, dass derjenige doch gerne vorbeikommen und sich ausziehen darf. Das ist echt zu viel. Natürlich sind nicht alle so, aber es vermiest es mir, bei einigen Leuten, wie zum Beispiel manchen YouTubern meiner Wahl, die Kommentare zu lesen. Eigentlich lese ich nämlich sehr gerne Kommentare.
Aber wie kommt es zu diesem Phänomen? Ist es überhaupt ein Phänomen oder sieht man es nur dadurch mehr, dass diese Teenie-Fanliebe Plattformen geboten bekommt, auf denen alles öffentlich und zum Leidwesen der anderen Zuschauer, Hörer usw. ausgelebt werden kann? Ich persönlich vertrete die Meinung, dass diese Art des Fan-Seins nur präsenter scheint, weil Teenager (vor allem Mädchen) diese Art der Bewunderung nicht mehr nur mit Freunden im Kinderzimmer ausleben können, sondern ihren Idolen gleich alles an den Kopf feuern können indem sie ein Foto kommentieren. Und ja, ich war damals ähnlich, jedoch habe ich das alles wirklich nur bei Freundinnen angesprochen und Briefe an meine Lieblingsmusiker geschrieben, die ich niemals abgeschickt habe. Ich bin nie zu Konzerten gegangen, habe nie gekrischen wenn ich meinen Star gesehen habe und hatte auch gar nicht das Bedürfnis irgendwo hin zu gehen wo ich diese Leute hätte sehen können. Viel zu umständlich. Deshalb habe ich auch noch nie jemanden getroffen, der etwas bekannter war und es hat mir bis heute nicht geschadet. Diese Art des Fan-Seins ist schon viel älter, also muss niemand damit anfangen, dass es ein Phänomen unserer neuen Zeit sei. In den 50ern wurden Rock’n’Roll-Musiker ja auch angehimmelt und angeschrien. Also nix da mit „Generation“ und irgendeinem bekloppten Stichwort hintendran.
Aber leider ist dieser laute Anteil ziemlich schädlich für das Gesamtimage der Zuschauer, Hörer, was auch immer. Einem Prominenten meiner Wahl ein Kompliment gemacht zu haben ist mir nicht peinlich, aber da es so viele Dämchen gibt, die es sehr gerne damit übertreiben, kommt ein harmloses, einfaches Kompliment sicher für einige Menschen auch als Fangirl-Gekreische rüber. Das ist mir nicht egal, denn dieser Verdacht hält mich davon ab, weitere Komplimente zu machen. Das fällt zwar so nicht weiter auf, aber für mich heißt das oft: Zähne zusammen beißen, nichts schreiben und einfach die Guppys machen lassen. Und keine Kommentare lesen. Bloß keine Kommentare lesen.
Aber es sind ja nicht nur Teenager, die ein solches Verhalten an den Tag legen. Nein, selbst die, die eigentlich rational und erwachsen an diese Sache rangehen sollten. Aber was ist schon erwachsen? Ich selbst finde manch einen Mann attraktiv, ja. Aber dann erwähne ich das mal und habe diejenigen als Hintergründe auf meinem Telefon. Ein bisschen Teenager bleibt jeder innerlich, aber zum Cheerleader wird man dadurch nicht unbedingt.