Okay, vielleicht bin ich die Klassenstreberin und etwas besessen davon, alles richtig zu machen. Aber wenn ich mir keine Mühe geben würde, wäre das dann noch ich? Eher nicht, denn meine schlechten Schulleistungen, wegen derer ich nicht an der Abiturprüfung teilnehmen durfte, kann ich nicht auf mir sitzen lassen. Es bringt mir zwar nicht mein Abitur, aber wenigstens kann ich mir beweisen, dass ich doch gut bin. Und obwohl ich oft darüber fluche und die Arbeit echt stressig sein kann, liebe ich meinen Job. Angenehme Kollegen machen einfach alles angenehmer.
Und dann kam der Tag, an
dem mir endgültig bewusst wurde, dass meine Tage im Schwimmbad
gezählt sind und bald meine Ausbildung in der Klinik beginnt. Der
Tag, an dem ich mir dachte „Ach du Scheiße, ich bin bald weg“.
Es war der Tag, an dem zum ersten Mal der Dienstplan für nächsten
Monat aushing. Das Wort „September“ ließ mir einen kalten
Schauer über den Rücken laufen. So spät ist es schon? So lange
versuche ich schon, die Herz-Acht von mir zu überzeugen, ohne
nennenswerte Erfolge? Außer, dass wir wunderbar die Zeit zusammen
totschlagen können, wenn ich einfach mal während seiner Schicht
vorbeischaue? Was ist mit unserer Flasche Gin, die wir noch immer
nicht getrunken haben? Aber nicht nur das ist ein Problem. Ich werde
alle meine Kollegen vermissen. Okay, zumindest fast alle. Und die
kann ich dann auch noch besuchen, wozu ist das Ding sonst ein
Schwimmbad? Wenn ich Glück habe sogar während einiger Schichten der
Herz-Acht. Einfach nur im Aufsichtsraum oder in der Kantine
herumlungern und den Leuten ein Plasikohr quatschen. Und das alles
ohne nebenbei Müll und Leergut in rauen Mengen weg zu karren oder
Badegästen zu demonstrieren, dass ich nicht mit ihnen diskutiere.
Wird super. Trotzdem stehe ich dem neuen Abschnitt misstrauisch
gegenüber. Was, wenn es wieder so läuft wie das letzte Mal? Was,
wenn ich in eine Klasse voller Idioten komme? Oder wird es vielleicht wie beim letzten Mal, dass mich einfach nur die nicht mögen, auf die es ankommt? Wie ich es auch drehe
und wende: Die Angst bleibt. Und ob es besser läuft als bei meinem letzten Versuch, bleibt abzuwarten.
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