Vor ein ungefähr einem Monat habe
ich an einem Poetry Slam Workshop des Kulturraums Trier teilgenommen, bei dem
wir unter anderem einen Text schreiben sollten. Ganz am Ende, so als kleine
Abschlussübung. Einen Reizworttext, in dem wir mindestens drei Begriffe von einer langen von
den Teilnehmern zusammengewürfelten Liste einbauen sollten. Die Reizworte, die
ich mir ausgesucht hatte, waren „burschikose Mädchen“, „konterkarierend“ und
„superdupermegaspeschöll“.
Als ich da so saß und einfach mal
drauf los schreiben durfte, kam mir ein Thema in den Kopf, das mich schon seit
einer ganzen Weile beschäftigt. Deshalb habe ich diese Gelegenheit genutzt, um meine Gedanken zu dem Thema der
Mary Sue herunter zu schreiben. Sonst hätte ich es mir immer wieder vorgenommen
und es dann doch nicht getan, denn ich kenne mich. Das ist genauso wie mit dem
Laufengehen. Das ziehe ich auch nicht durch. Beim Abtippen habe ich alles noch
einmal kurz korrigiert und hier ist das Endergebnis meines hoch
wissenschaftlichen und zugleich extrem poetischen Textes.
Gut, meines wohl durchdachten
Textes.
Ihr habt mich erwischt. Sagen wir: meines
Textes.
Wer
kennt sie nicht, diese burschikosen Mädchen, die trotzdem süß und supersexy
sind? Die durch irgendeinen Zufall in eine andere Welt gelangen oder sie schon
von Geburt an terrorisieren?
Diese
Wolf B. Yukis, die jedem Piratenkaiser ungestraft auf die Nerven gehen und
Sapihra
Angel Blades, die ganz Hogwarts flachlegen, werden meist vorher angekündigt.
Wenn
am Anfang der Geschichte steht: „Das ist meine erste FF seit büdde nit so
streng :3 :3 <3 <3 <3“, kann man davon ausgehen, dass in der
Geschichte eine jeden, auch nur halb ausgereiften Charakter konterkarierende
Flachfigur ganz Mittelerde erst drangsalieren und dann rosa streichen wird.
Wahlweise auch schwarz, wenn es die „coole“ Zwillingsschwester Dark Mary Sue
ist. Aber von einem könnt ihr definitiv ausgehen: Sie wird danach Legolas
flachlegen.
Und
wisst ihr, wie viele Rechtschreibfehler die Autoren solcher Arschlöcher machen?
Alle. Und diese Fehler fressen sich in dein Gehirn, lassen jedes einzelne Wort
auf dem Bildschirm verschwimmen und du stellst dir die Frage aller Fragen: „War
die in der Grundschule immer Kreide holen?“
Gerade
eben habe ich schon den Namen dieses Phänomens, das schon seit Generationen in
der Welt der Literatur sein Unwesen treibt: Mary Sue. Zurückzuführen ist der
Name auf Lieutenant Mary Sue aus einer Star Trek Fanfiction aus den 1970er
Jahren. Das Besatzungsmitglied, das alles konnte, alles wusste und das Captain
Kirk und Mr. Spock aus jeder noch so aussichtslosen Situation gerettet hat.
Die
Mary Sue von heute hat sich kaum verändert. Sie ist die perfekte kleine
Kriegerin, die Voldemort beim ersten Versuch besiegt und zu einem braven Bub
macht. Und ihn dann flachlegt. Die, die immer weiß, wo es langgeht und den Ring
der Macht in fünf Minuten zum Schicksalsberg bringt und entsorgt. Oder die ganz
zufällig das einzige Schwert besitzt, das ihn zerstören kann, denn Schwerter
haben Stil, vor allem, wenn sie von sich aus schon unbesiegbar und supergeil
sind. Es kann natürlich auch passieren, dass Mary den Ring der Macht einfach
behält, weil er ähnlich viel Stil hat wie ihr unbesiegbares spezielles
Spezialschwert. Sie beschimpft jeden und verprügelt alle humanoiden Wesen, die
ihren Weg kreuzen, aber trotz ihrer ständigen und unzähmbaren Aggressionen hat
jeder sie lieb und die Kerle reißen sich um sie. Denn sie hat ja ihren eigenen
Kopf und kann sich durchsetzen und das ist doch so kawaii. Unter anderem ist
sie auch so beliebt und ehrfurchtgebietend, weil sie ein Kopfgeld auf sich hat,
das Gold Rogers um Längen übersteigt. Sie ist einfach superdupermegaspeschöll
und deshalb will jeder sie 24 Stunden am Tag und sieben Tage die Woche bei sich
haben. Denn sie ist Lady Sue. Und was Lady Sue will, ist Gesetz.
Gut,
vielleicht machen die ganzen Typen diesen Zrikus nur mit, um sie in einem
unachtsamen Moment in einen Seesteinkäfig zu sperren und auszuliefern um die
Belohnung von zehn Milliarden Berry zu kassieren. Zu wünschen wäre es ihnen.
Ich kann mir zumindest nicht vorstellen, dass ihnen irgendetwas am Wohlergehen
Marys liegt. Das muss auch nicht, denn Mary kommt gut alleine klar. Sie prügelt
sich durch Avalon und findet am Ende zu ihrem glitzernden „Vampir“, den man
eigentlich eher als Fee bezeichnen kann, mit dem sie dann ein Mutantenbaby bekommt.
Selbst wenn anfangs erwähnt wird, dass das nicht möglich ist. Vielen Dank für
diese Bereicherung. Vielleicht fährt Mary ja Toyota. Das würde einiges
erklären. Wir alle haben doch nur einen Plan mit diesen Bella Swans: Sie teeren
und federn und danach noch eine Hetzjagd mit ihr veranstalten.
Lasst die Hunde los!